2012 Oberschleißheim

Offensive für den Modellbahner-Nachwuchs

Oberschleißheim (03./04.03.2012)

Ist die Modellbahn nur noch etwas für grauhaarige Greise?
Stirbt da ein ehemals blühender Industriezweig der 60er Jahre langsam aus?
Ist die junge Generation nur noch an virtuellen Welten, an iPad und an Facebook interessiert ?

Das sind die Fragen, die uns bei den N-Bahn Freunden München schon seit einiger Zeit bewegen. Was können wir als gemeinnütziger Verein dazu beitragen, die Situation zu verbessern? Es wäre doch schade, wenn die Kreativität des Modellbaus nicht auch der Jugend vermittelt werden könnte.

Mit einer großen Modellbahnausstellung wollten wir auf diese Fragen eine Antwort geben und zeigen, dass die Modellbahn durchaus Zukunft hat.

Das Deutsche Museum hatte uns wiederum freundlicherweise für das Wochenende 03./04.03.2012 den Lilienthal Saal und die Wright Galerie im alten Hangargebäude der Flugwerft Schleißheim zur Verfügung gestellt, lichtdurchflutete Räume mit rund 700 m2 Fläche. Die Chance mussten wir nutzen.

Zur Verstärkung hatten wir wieder einige befreundete Modellbahnvereine sowie einige Kleinserienhersteller aus der Region eingeladen.

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen:

Es war ein rundherum gelungenes, harmonisches Wochenende. Besucher und Aussteller haben sich sehr positiv über die familiäre Atmosphäre geäußert und angekündigt, sie wären im nächsten Jahr wieder mit dabei. Bereits direkt nach der Ausstellung haben sich die eingefleischten Modellbahnexperten über das 1zu160-Forum  ausgetauscht und ihre Kommentare und Impressionen weitergegeben.

In unserer Bildergalerie ist etwas von dieser Atmoshäre zu spüren. Insbesondere die kleinen und großen Besucher, die mit leuchtenden Augen die unzähligen Exponate bestaunt haben und nachbauen wollen, haben es uns diesesmal angetan.

Auch die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat in einem kurzen Bildbericht vom 07.03.2012 unter dem Titel „Eisenbahner mit Zukunft“ von der Faszination ratternder Züge durch Miniaturlandschaften gerade für kleine Zuschauer berichtet.  

Was haben wir gezeigt:

5 eigenständige Modulanlagen waren aufgebaut und zeigten viel ansprechenden Betrieb:

  • Im Lilienthal Saal stand die große Modulanlage der N-Bahn Freunde München auf einer Grundfläche von 22 x 7 m, aufgebaut nach der  NFM Norm, die im NFM-Modulhandbuch auf dieser Homepage spezifiziert ist. Bei dieser Anlage haben wir rund 60 Module mit 70 m Aufbaulänge verbaut, auf denen eine 2-gleisige Hauptbahn mit Abzweig zu einer 1-gleisigen Nebenbahn gestaltet war. Die Gleislänge lag bei etwa 220 m. Das erlaubte regen Betrieb mit langen Zuggarnituren zwischen mehreren Bahnhöfen. Das Anlagenlayout ist in der Bildergalerie hinterlegt. Ebenso ist dort ein Anlagenrundgang im Bild festgehalten, der die Module in der aufgebauten Reihenfolge zeigt. Auf Detailaufnahmen verzichten wir hier. Unsere Module sind bereits sehr detaiiliert in unserer Modulgalerie vorgestellt.
  • Im Lilienthal Saal war weiterhin eine kleinere, eigenständige Anlage der N-Bahn Freunde München von etwa 8 m Länge (ebenfalls nach NFM-Norm) aufgebaut, an der unser Jugendleiter Holger Fischer vor allem Gespräche mit jugendlichen Besuchern gesucht hat. Mit großem Einsatz hat er sein junges Publikum von den Vorzügen der Modulbauweise gerade fürs Kinderzimmer überzeugt. Die Jugendgruppe der NFM leistet Hilfestellung beim Bau. Mancher der jugendlichen Besucher durften natürlich auch mal den Trafo übernehmen und selbst steuern. Auch von dieser kleinen Anlage sind Fotos in der Bildergalerie zu finden.

In der Wright Galerie standen in langer Reihe die 3 Anlagen unserer Gäste:

  • Die erste davon stammt von der Modulbaugemeinschaft „N-Quadrat“ und zeigte auf einer Grundfläche von 18 x 2,5 m sehr anspruchsvollen Modellbau. Gezeigt wurde eine Vorortstrecke mit Bahnhof und angrenzendem Bahnbetriebswerk. Die Mitglieder dieser Modulbaugemeinschaft sind ehemaliger NFM-Mitglieder, die die NFM-Norm für sich weiterentwickelt haben, den genormten Gleisabstand vorbildgemäß verringert haben und ihren Gleiskörper mit Code-40 Selbstbaugleismaterial gestalten. Das erlaubt wunderbar schlanke Weichen, schöner als Großserienhersteller dieses zu akzeptablen Preis herstellen könnten. Hochachtung vor dieser modellbauerischen Spitzenleistung! Einige Impressionen dieser Modulanlage haben wir wiederum in der Bildergalerie eingefangen.
  • Die zweite Gästeanlage in der Reihe stammt von der Modulbaugemeinschaft „americaN“. Auf einer Grundfläche von 12,5 x 2,5 m war eine Anlage nach nordamerikanischen Vorbildern aufgebaut, die nach der FREMO-Modulnorm gestaltet und betrieben war.  Eine Besonderheit hierbei ist die Verwendung von „Wagenkarten“ und „Frachtzetteln“, die jedem Güterwagen zugeordnet sind und ihn auf seiner Reise zu einer der zahlreichen Verladestationen begleiten. Gerade diese „Spielerei“ kommt bei Jugendlichen besonders gut an, wie die konzentrierte Mine des jugendlichen Fahrdienstleiters in unserer Bildergalerie zeigt. Aber auch für den passionierten Modellbauer wurde einiges geboten, denn die wirklichkeitsnah gealterten Güterwagen waren eine Augenweide. Auch sie sind natürlich in unserer Bildergalerie zu finden.
  • Die dritte Gästeanlage in der Reihe stammt von den „N-Bahn Freunden Allgäu“, einer Modulbaugemeinschaft rund um ihren Gründer Hubert Fickel (Mail: HubertFickel@web.de). Auf einer Grundfläche von 9 x 2,5 m wurde eine Anlage mit Szenen aus dem Allgäu gezeigt, die nach Originalaufnahmen gestaltet sind. Sehenswert! Auch hier sind wieder einige Eindrücke in der Bildergalerie zu finden. Die Gründung der Modulbaugemeinschaft geht übrigens auf ein Demo-Modul „Baywa Szenen“ zurück, das Hubert Fickel im N-Bahn Magazin 1/2003 vorgestellt und bei seinem lokalen Modellbahnfachhändler ausgestellt hatte. So findet man interessierte Mitstreiter.

Über die gezeigten Anlagen hinaus gab es für die Besucher eine Fülle von Anregungen für ihren eigenen Anlagenbau oder die Ausgestaltung ihrer Anlage. Kleine Kinder konnten aus gestifteten Faller-Bausätzen ihre ersten Häuschen zusammenkleben, natürlich unter kleiner Hilfestellung ihrer Eltern. Größere Besucher fanden in den angebotenen Workshops zu Landschaftsbau und Elektronik wertvolle Tipps. Der anspruchsvolle Modellbauer konnte sich aus dem Angebot der anwesenden Kleinserienhersteller beraten lassen.

  • Landschaftsbau:
    Walter Rauffer hat wieder aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen geplaudert und in einem Workshop Tipps zum Leichtbau, zum Begrünen, zur Farbgestaltung und zur Verlegung von Strassentrassen für das Faller Car System gegeben. Einen Teil seiner Erfahrungen hat er bereits im Rahmen eines Bauprojektes auf dieser Homepage schriftlich weitergegeben. Wir hoffen, dass bald weitere folgen. Fotos dieser Vorführung stehen wieder in der Bildergalerie.
  • Gebäudebau:
    Anspruchsvolle Architekturmodelle, die einzeln CNC gefräst oder mit Laser geschnittet wurden, bietet die Firma Luetke Modellbau an. Weil sie nur in vergleichsweise kleiner Auflage gefertigt werden, bieten die Modelle jedem Anlagenarrangement eine hohe Exklusivität. Kleine Eindrücke zeigt wieder unsere Bildergalerie
    Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt BST Modellbau. Bernd Schmitz bietet dafür Silikonformen für verschiedene Gebäudeserien an, mit denen sich jeder die benötigten Wandteile selbst gießen kann, aus einer speziellen Gießmasse „repliPLAST“. Das Material ist erstaunlich kratzfest, kann sogar gebohrt, gefräst oder gesägt werden und lässt Wandstärken von weniger als 1mm zu. Die Silikonformen können sogar auf Zeit gemietet werden. Das macht Lust, es einmal auszuprobieren. Auch hier sind Fotos in der Bildergalerie hinterlegt.
    Bernd Schmitz hat übrigens angeboten, einen Workshop zu seinen Gebäudebautechniken in den NFM Vereinsräumen durchzuführen. Wer Interesse hat, daran teilzunehmen, ist herzlich eingeladen und kann sich bei Manfred Baaske anmelden.
  • Funktionsmodelle:
    Die Firma SpurNeun hat neben ihrem  aktuell angebotenen Ausstattungsmaterial auch ein sehr ansprechendes Diorama einer Rollbockverladung gezeigt. Obwohl das Diorama noch in Bau war, konnte die Umsetzung eines Spur-N Normalspurgüterwagens auf Spur-Nm Rollböcke schon gezeigt werden. Der Wagen wurde zunächst von einer Spur N Normalspurlok geschoben und nach der Umsetzgrube von einer Spur-Nm Schmalspurlokomotive weitertransportiert. Und das funktioniert! Die Loks ließen sich an Digitalspannung wunderbar feinfühlig regeln.
    Am Stand von SpurNeun war auch das fertige Modell der „Knödelpresse“ (einer Baureihe 230 der DR) ausgestellt, das in kleinster Stückzahl von Eichhorn Modellbau aufgelegt worden ist. Auch hier sind Fotos in der Bildergalerie hinterlegt.
  • Kupplungen:
    Zur Ausstellung hatte SpurNeun auch schon erste Muster einer nochmals verkürzten NEM-Steckkupplung dabei. Gegenüber den bisher schon verkürzten NEM-Steckkupplungen (ebenfalls von SpurNeun lieferbar) sind die neuen „superkurzen“ Kupplungen nochmals um 1 mm verkürzt und erlauben damit, auch Problemfahrzeuge wie die Brawa Kesselwagen Bauart Krupp oder die neuen Brawa Güterwagen Bauart Bremen, deren Kupplungsaufnahme viel zu weit außen liegt, vorbildgemäß nahezu Puffer an Puffer zu fahren. Fotos sind wieder in der Bildergalerie zu finden.
  • Fahrzeug Verbesserungen:
    Die Firma FKS Modellbau, auf unserer Ausstellung vertreten durch Manfred Baaske, hat filigranes Modellbahnzubehör in Ätzlechnik vorgestellt. Damit können beispielsweise Spur-N Automodelle mit Dachgepäckträgern, Spiegeln oder Scheibenwischern ausgestattet werden. Auch gestochen scharfe Nummernschilder werden angeboten. Zur Verbesserung von Güterwagen gibt es Bühnen, Tritte und andere Kleinteile. Einige so umgebaute Modelle waren in unserer Vitrine ausgestellt (siehe Bildergalerie), andere sind bei unseren Bauprojekten zu finden.
    Ebenfalls Ätzteile zur Gestaltung und Ausstattung von Spur-N Automodellen bietet Filigranmodell an. Hier möchten wir insbeondere auf den Holzverladungs-Hängerzug, den Haflinger und die Schneepflüge hinweisen.
  • Digitale Modellbahnsteuerung:
    Die Firma Müt Digirail hat einen kleinen Ausschnitt aus ihrem breiten Produktsprektrum digitaler Modellbahnsteuerungen gezeigt, angefangen von Selektrix-kompatiblen Steuerungen und Decoder, über Servo-Weichenantriebe zur direkten Montage unter Peco Weichen, über Drehscheibensteuerungen bis hin zum spektakulären LokLift (siehe Bildergalerie), der sogar in großen, permanenten Modellbahnausstellungen im Dauereinsatz ist.
  • weitere Bauprojekte:
    Jürgen Lantermann zeigte in einem Workshop den Zusammenbau von Zugschlußbeleuchtungen mit maßstäblichen Schlusslichtlaternen und ihren Einbau in Spur-N Güterwagen. Fotos von umgebauten Wagen sind wieder in der Bildergalerie zu finden. Außerdem haben wir diese Umbauten bei unseren Bauprojekten als „Zg3“ ausführlich dargestellt. Wir beabsichtigen, diesen Bausatz über einen externen Vertriebspartner zu vermarkten.
    Dass diese Schlußlicht-Elektronik auch für Wagen-Innenbeleuchtugen verwendet werden kann, hat Markus Birner praktisch vorgeführt. Die Innenbeleuchtung wurde in Nm-Schmalspur Plattformwagen eingebaut (Messing Ätzbausätze von Roy Bergauer). Die fertige Zuggarnitur wurde auf unserer digital betriebenen Schmalspuranlage vorgeführt.
    Markus Birner hat auch erste Prototypen für ein weiteres Bauprojekt „Sh1“ mit beleuchteten Zwerg-Lichtsignalen gezeigt. Der Korpus der  maßstäblichen Signale ist nur 4 mm breit und 2,6 mm hoch. Auch hier sind Fotos in der Bildergalerie zu finden (Das Bild 2246 zeigt übrigens rechts ein handelsübliches Viessmann Signal und links (noch unbeleuchtet) unseren Prototypen.
    Über diese Bauprojekte werden wir zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls ausführlich berichten.
 
Text: Jürgen Lantermann
Bilder: Siegmar Füßmann (SF), Jürgen Lantermann (JL), Walter Rauffer (WR), Christian Schummel (CS)